10-10-25 - Hst - Politik - Castor-Gegner proben schon

Kernkraft - Bundesweite Proteste gegen geplante Atomtransporte

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Zwei Wochen vor den nächsten Castor-Transporten mit hochradioaktivem Atommüll machen die Kernkraftgegner in Deutschland mobil. Rund 20 000 Menschen demonstrierten beim „Castor-Strecken-Aktionstag“ gegen die Energiepolitik der Regierung. An rund 120 Orten entlang der Strecke in die drei Zwischenlager Gorleben in Niedersachsen, Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern und dem westfälischen Ahaus gingen die Menschen auf die Straße.

Auf einer der bundesweit größten Veranstaltungen beteiligten sich in Hannover nach Polizeiangaben rund 1500 Menschen. Sie zogen mit Trillerpfeifen und Trommeln unter dem Motto „Es reicht! Atomkraft Schluss jetzt“ durch die Innenstadt. Von Gorleben aus startete eine Castor-Attrappe mit 70 schwarz-gelben „Atommüllfässern“ nach Berlin. Vor dem Bundestag sollten die Fässer heute als Symbol für die ungeklärte Endlagerfrage zu einem großen Berg aufgeschichtet werden, sagte der Geschäftsführer des politischen Netzwerkes Campact, Christoph Bautz. Währenddessen berate der Umweltausschuss über die Änderung des Atomgesetzes.

Breiter Widerstand Die Grünen-Politikerin Rebecca Harms rechnet wegen der Atompolitik der Regierung mit einem weit größeren Protest gegen den Transport als früher. Der Widerstand werde viel breiter, sagte die aus dem Wendland stammende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament. Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) fordert von der Regierung das Verbot aller Atommülltransporte. „Die Sicherheit der Bevölkerung darf nicht der hochgefährlichen Atommüllverschieberei geopfert werden“, erklärte der BBU gestern.

„Angela Merkel muss sich von ihren radikalen Atomplänen verabschieden, denn wir akzeptieren es nicht, dass wir alle ein höheres Risiko tragen sollen, damit die Gewinne von vier Stromkonzernen weitersprudeln“, kritisierte die Anti-Atom-Organisation „Ausgestrahlt“.

Eine der größten Protestaktionen im Südwesten fand in Heilbronn statt (Bericht im Lokalteil). In Freiburg beteiligten sich nach Veranstalterangaben etwa 1000 Atomkraftgegner an einer Kundgebung. In Waghäusel im Kreis Karlsruhe waren es etwa 50 Teilnehmer.

Die Initiative „Castor Schottern“ hatte in Berlin und im Wendland zu sogenannten Schotter-Trainings aufgerufen. Aktivisten wollen dabei den Zug mit den Castor-Behältern anhalten. Sie planen, die Bahnschienen zu untergraben und damit die Strecke für den Atommülltransport unpassierbar zu machen.

Bildunterzeile: Proteste gegen die geplanten Castortransporte gab es vor allem in Niedersachsen. Dort liegt der Zielort: das Zwischenlager Gorleben. Foto: dpa

25.10.2010 - Heilbronner Stimme - Politik - dpa/red