11-02-28 - Hst - Südwesten - Atomkraftgegner rühren die Werbetrommel

Aktionstag mit Menschenkette nach Neckarwestheim geplant - Parallel Demonstration für bessere Bildung

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Stuttgart Rund 10 000 Atomkraftgegner haben am Samstag in 40 Städten mit Menschenketten gegen die Atompolitik der Bundesregierung demonstriert. Zugleich riefen sie zur Teilnahme an der bundesweiten Menschenkette am 12. März auf. Zwei Wochen vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg soll sie den Regierungssitz von Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) in Stuttgart mit dem zweitältesten Atomkraftwerk Deutschlands, dem GKN I in Neckarwestheim, verbinden.

Umkehr Mit dem 45 Kilometer langen Menschenband zwei Wochen vor der Wahl fordern der Naturschutzverband BUND, das Kampagnennetzwerk Campact und andere Verbände die Umkehr in der Energiepolitik. BUND-Landesgeschäftsführer Berthold Frieß rechnet mit rund 40 000 Teilnehmern. Der Reaktor Neckarwestheim I liefert seit 35 Jahren Strom.

Die Auftaktaktion am Samstag hatte ihren Schwerpunkt ebenfalls in Baden-Württemberg. Rund die Hälfte der kleinen Werbeketten wurde hier gebildet. In Stuttgart-West etwa verbanden rund 120 Teilnehmer ein Schild „Atomhauptstadt Stuttgart“ mit einem gut zwei Meter großen Atomkraftwerk aus Pappe.

Ein Sprecher des Umweltministeriums zeigte Verständnis, wenn sich Menschen zu Protesten mobilisieren lassen. „Wenn im Hinblick auf die Landtagswahl gezielt Ängste geschürt werden, bleibt es nicht aus, dass Menschen dadurch verunsichert werden“, meinte er aber. So sei erneut behauptet worden, der Reaktor Neckarwestheim sei nicht sicher. „ Tatsächlich erfüllt die Anlage alle sicherheitstechnischen Anforderungen“, betonte er.

Die CDU/FDP-Landesregierung strebe einen Ausstieg aus der Kernenergie an und wolle erneuerbare Energien weiter ausbauen, sagte der Sprecher. Wer allerdings den Eindruck erwecke, die Kernenergie könne kurzfristig durch Ökostrom komplett ersetzt werden, streue den Menschen Sand in die Augen. „Das ist völlig unrealistisch.“ In Baden-Württemberg würden noch rund 50 Prozent des Strombedarfs durch Kernenergie gedeckt, während der Anteil der Ökoenergien wie im bundesweiten Durchschnitt nur knapp mehr als 15 Prozent erreiche.

Bildungs-Demo In der Stuttgarter Innenstadt haben parallel am Samstag nach Polizeiangaben rund 100 Menschen für bessere Bildung demonstriert. Dazu hatte unter anderem die Initiative „Schule mit Zukunft“ aufgerufen. Sie fordert unter anderem mehr Lehrer, längeres gemeinsames Lernen der Schüler, mehr Ausbildungsplätze und die Durchlässigkeit des Bildungssystems. Kultusministerin Marion Schick (CDU) sah hingegen in der geringen Teilnehmerzahl eine Bestätigung, „dass die klare Mehrheit der Bevölkerung hinter unserem Bildungssystem steht“.

Bildunterzeile: Bundesweit machten Atomkraftgegner mit kleineren Menschenketten mobil und warben für den Aktionstag am 12. März. Foto: dpa

28.02.2011 - Hst - Südwesten - lsw