11-04-26 - Hst - Region Heilbronn - Holzkreuze erinnern an die Toten

Neckarwestheim Großer Protestzug am Tschernobyl-Gedenktag vor den GKN-Toren

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Von Joachim Kinzinger

Der größte Protestzug der vergangenen Jahre schlängelt sich vom Kirchheimer Bahnhof zum Kernkraftwerk Neckarwestheim. „Mit 5000 bis 6000 hatten wir gerechnet, jetzt sind 8000 Leute hier“, ruft Moderatorin Monika Knoll von der Energiewende Heilbronn in die Menge bei der Kundgebung am Ostermontag vor den GKN-Toren. „Wahnsinn“, ertönt es aus den Reihen. Die Polizei geht von 6000 Teilnehmern aus.

Schon das Fahnenmeer am Kirchheimer Bahnhof ist gegen 13 Uhr riesig. Das Aktionsbündnis aus vielen Verbänden und Tschernobyl 25 wartet noch auf weitere Aktivisten, die mit dem Zug eintreffen. Gerade jetzt nach der Atomkatastrophe in Fukushima sei der sofortige Ausstieg notwendig, fordert Wolfram Scheffbuch vom Bund der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar. Die Rabiatisten aus der Schweiz heizen mit ihrem Sound den Marschierern ein.

Trommelwirbel „1986 Tschernobyl, 2011 Fukushima“, AKWs endlich abschalten“, steht auf dem Transparent an der Spitze des Zuges. Ein Junge hält das Schild „Atom ist todsicher“ in die Höhe. Es sind viele junge Leute und Familien dabei, die „abschalten, abschalten“ rufen. Mit Trillerpfeifen und Trommelwirbel geht es voran. „Unser Zug ist riesig“, freut sich Dr. Jörg Schmid aus Stuttgart. Längst haben die ersten die Kirchheimer Brücke passiert, als noch Leute am Bahnhof stehen. Auf der Anhöhe hat das Aktionsbündnis Castorwiderstand Neckarwestheim 35 Holzkreuze mit schwarzem Trauerflor in den Rasen gesteckt. „Sie erinnern an die 65 Beschäftigten des AKW Tschernobyl, die in den ersten drei Jahren starben“, erzählt Herberth Würth.

Polizeieinsatzleiter Jürgen Hamm aus Bietigheim geht zunächst von 5000 Demonstranten aus, zum Schluss der Kundgebung erhöht er auf 6000. Es sind junge Leute wie Noemi aus Tübingen dabei, die ein „Zeichen gegen die Atomkraft setzen“ wollen. Aber auch ältere Teilnehmer wie eine Frau aus Tamm, die seit den 70er Jahren gegen Kernkraft ist: „Es ist allerhöchste Zeit, dass sich viele Leute engagieren.“

Lehren Der große Parkplatz vor den GKN-Toren ist bei der Abschlusskundgebung voller Menschen. Energieexperte Henrik Paulitz fordert, die Lehren aus Tschernobyl und Fukushima zu ziehen: „Das muss zur dauerhaften Abschaltung aller Atomkraftwerke führen.“ Eine junge Ärztin aus Weißrussland erinnert an die vielen Strahlenopfer, die unzähligen krebskranken Kinder und sagt „Nein zum friedlichen Atom, jetzt und für immer“. Im Gedenken an die Opfer schweigen alle nach einem Gongschlag eine Minute. Atomanlagen seien nie sicher, meint Dr. Michael Wilk von AKU-Wiesbaden. Er kündigt vom 13. bis 21. August eine Abschaltblockade für GKN II in Neckarwestheim an. Der BUND-Landesgeschäftsführer Berthold Frieß sagt „Ja“ zu einer ernsthaften Energiewende. Deshalb müsse der sofortige und konsequente Atomausstieg beschlossen werden.

Bildergalerie
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Bildunterzeile oben: Dicht gedrängt marschieren die AKW-Demonstranten zum Kernkraftwerk nach Neckarwestheim. Die Veranstalter sprechen von 8000 Leuten. Fotos: Andreas Veigel
Bildunterzeile unten links: Viele Transparente sind bei der Kundgebung zu sehen.
Bildunterzeile unten rechts: Mit Trillerpfeife wird auch das Abschalten gefordert.

26.04.2011 - Heilbronner Stimme - Region Heilbronn - Joachim Kinzinger