14-09-22 - Hst - Region Heilbronn - An Titanic-Kunstwerk Zeichen für mehr Klimaschutz gesetzt
Lokale Agenda und Umweltgruppen stoßen Debatte über eigenen Beitrag an – Kampagne für gesamte Stadt angeregt
Von unserem Redakteur Carsten Friese
HEILBRONN Künstlicher Nebel wabert über die schräge Rampe, die mit Autoreifen und chaotisch angeordneten Stühlen bestückt ist. Das Kunstwerk im kleinen Deutschhof symbolisiert die untergehende Titanic, soll Mahnung an den fortschreitenden Klimawandel sein.
Umdenken Ein Eisberg hatte den Untergang der Titanic ausgelöst. „Inzwischen scheitern Eisberge an uns Menschen“, erklärt Kunstprofessor Andreas Mayer-Brennenstuhl am Samstagabend seine Installation und verweist auf schwindende Eisflächen. Ein Umdenken sei notwendig – und jeder Einzelne habe an den weltweit 35 Milliarden Tonnen an ausgestoßenem Kohlendioxid pro Jahr seinen Anteil daran.
Zur Kunst- und Filmnacht zu Klimawandel und Energiewende haben Lokale Agenda und Umweltgruppen anlässlich der Energiewendetage eingeladen. Rund 50 Interessierte sind gekommen, sehen den Kurzfilm im Bauch der Titanic an, der einen schlafenden Menschen und riesige, ins Meer stürzende Eisbrocken zeigt. Auf Postkarten schreiben viele, was sie für den Klimaschutz tun. An Metallstäben befestigt, stecken sie die Karten in Schornsteine der Mini-Titanic. Eine „Gedankenwolke“ soll entstehen.
Angetan von der Kunstinstallation ist die Fleinerin Doris Schork (59). Den Klimawandel sieht sie mit Sorge, es gehe darum, der nächsten Generation eine lebenswerte Erde zu hinterlassen. Ein Gegensteuern der Politik gehe zu langsam, die Industrie halte Versprechen nicht ein. Auf ihr Auto will sie nicht verzichten. Sie bilde aber Fahrgemeinschaften und fahre auch Rad.
Gefährdet Aus Öhringen ist Jürgen Raschke (63) gekommen. Man müsse die Öffentlichkeit wachrütteln. Wetterextreme und Luftverschmutzung nähmen zu, die menschliche Kultur sei gefährdet. Er findet es „erschreckend“, dass ein relativ überschaubarer Kreis zu der wichtigen Veranstaltung gekommen ist, während Fußgängerzone und Weindorf nebenan voll seien.
Im VHS-Gebäude werden Filme zum Thema gezeigt, Umweltgruppen bieten Info-Material an. In Spots zeigt „Energiewende-TV“, was andere Städte für den Klimaschutz tun. Heilbronn habe Defizite, regt Monika Knoll eine Klimaschutzkampagne an, die alle gesellschaftlichen Gruppen einbezieht. Dies könne „einen Schub für die Stadt“ bringen.
Eine Diskussion über die Zukunft des Energiestandorts Heilbronn will die Lokale Agenda anstoßen. Ein Kombi-Kraftwerk spricht Thomas Bergunde an, das alle Formen regenerativer Energie vernetze und über einen Speicher für Spitzenzeiten abrufbar bereit halte, sei das Ziel. Energie gebe es genug. Die großtechnische Speicherung ist für ihn „die Schlüsseltechnologie“.
Erläuterungen zur Ausstellung
Bis Ende der Woche ist das Titanic-Kunstwerk im kleinen Deutschhof zu sehen. Erläuterungen inklusive Kurzfilm und Postkartenaktion gibt es Mittwoch bis Freitag von 12 bis 18 Uhr.
22.09.2014 - Heilbronner Stimme - Region Heilbronn - Carsten Friese