Energieanbieter können nicht unabhängig beraten

Aktionsbündnis Energiewende zum „Energieshop“

Pressemitteilung vom 01.12.2016

In ganz Baden-Württemberg gibt es kommunale Energieagenturen, die Bürgerinnen und Bürger beraten, unabhängig von Anbietern. Ganz Baden-Württemberg? Nein, Stadt- und Landkreis Heilbronn und der Landkreis Heidenheim sind bisher weiße Flecken auf der Karte der regionalen Energieagenturen.

In Heilbronn wurde die Lücke jetzt geschlossen – am 01. Dezember wird in der Heilbronner Lohtorstraße der „EnergieShop“ der ZEAG und der Heilbronner Versorgungs GmbH (HVG) eröffnet. Angehängt daran ist die neue und auf dem Papier „unabhängige“ „Energieagentur der Stadt Heilbronn“. Doch während die Energieagenturen im übrigen Land in kommunaler Hand sind, werden der EnergieShop zu 100% und die Energieagentur zu 50% von Unternehmen getragen, die selbst Strom und Gas anbieten: Die ZEAG gehört fast vollständig der EnBW, die HVG zu 25,1 % der EnBW und zu 74,9 % den Heilbronner Stadtwerken. Sowohl in ihrer Werbung als auch z. B. in Stellenanzeigen zeigen HVG und ZEAG ganz offen, dass es ihnen um Marketing und Kundenfang geht und die Energieberatung sich diesen Zwecken unterordnet. Eine saubere Trennung zwischen Geschäft und der in Satzung und Gemeinderatsbeschluss festgelegten „wert- und anbieterneutralen Beratung“ scheint nicht vorgesehen zu sein.

Das Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn, das sich seit Jahren für die Gründung einer kommunalen Energieagentur in Heilbronn eingesetzt hat, hat erhebliche Zweifel, dass eine Energieberatung unabhängig beraten kann, die sich in der Hand privater Strom- und Gasanbieter befindet. „Wer selbst Strom und Gas verkauft, kommt zwangsläufig in einen Interessenkonflikt, wenn er mit dem Ziel beraten soll, möglichst wenig Energie zu verbrauchen“, kritisiert Heinz Schwalb vom Aktionsbündnis Energiewende. Dass das Land Baden-Württemberg eine Beratungseinrichtung in der Hand privater Energieanbieter mit Steuermitteln in Höhe von 100.000 € unterstützt, löst beim Aktionsbündnis Energiewende Kopfschütteln aus.

Dass der Landkreis Heilbronn sich mit der Stadt nicht auf eine gemeinsame kommunale Energieagentur einigen konnte, betrachtet das Aktionsbündnis als Armutszeugnis. „Klimaschutz und Energiewende dürfen nicht an Kirchturmdenken scheitern“, mahnt Franz Wagner.