Wir haben Argumente gegen den Untersteller/EnBW-Plan, die Obrigheimer Brennelemente nicht vor Ort in Castoren zu lagern, sondern diese Castoren nach Neckarwestheim in das Tunnel-Lager zu stellen, gesammelt:
Es gibt einen einzigen Grund, der dafür sprechen könnte, die Brennelemente von Obrigheim nach Neckarwestheim zu bringen:
Die derzeitige Lagerung im ständig kühlungsbedürftigen Nasslager ist prinzipiell gefährlicher als eine Trockenlagerung in Castoren. Es ist aber bezeichnend, dass dieser einzige Grund weder von der EnBW, noch vom Umweltministerium noch von der Presse erwähnt wird. Denn dann müsste man ja zugeben, dass das bisherige Nebeneinander von Nasslager und Abriss-Arbeiten höchst gefährlich ist.
Die tatsächlich als Begründung für die Verschiebung des Atommülls genannten Argumente sind dagegen wertlos und gefährlich. Und eine der größten Gefahren liegt tatsächlich in der Verharmlosung des Mülls und des AKW-Abrisses, auch wenn z.B. Herr Bosch in seinem Kommentar in der Heilbronner Stimme am 18.04.2013 diese Überlegung ins Lächerliche zieht.
Ist das Lager in Neckarwestheim „vergleichsweise sicher“?
Nein, dafür gibt es keinen Anhaltspunkt. Zwar ist die Tunnelkonstruktion auf den ersten Blick stabiler als eine Halle. Aber dafür ist ein Tunnel bei einem Schaden auch schlechter zugänglich. Ein Schaden könnte in Neckarwestheim auch durch den dort teilweise falschen Beton entstehen, insbesondere wenn das Lager doch länger als 40 Jahre betrieben wird (wovon man wohl ausgehen kann). Insbesondere ist aber der unsichere Untergrund unter dem Lager eine Sache, die gerade das Neckarwestheimer Lager zu einem ganz besonders großen Risiko macht.
Ãœbrigens haben die „Anstifter“ dazu kürzlich eine aktualisierte Broschüre veröffentlicht (Infos dazu hier und hier).
Hinzu kommt in Neckarwestheim ein zu hohes Risiko von Ãœberschwemmungen.
Macht es Sinn, in BaWü nur 2 statt 3 Lager für abgebrannte Brennelemente zu haben?
Abgesehen davon, dass bei dieser Betrachtung die anderen Atommüll- und Plutonium-Lager z.B. in Karlsruhe, in den Fasslagern an den Standorten, in den Abbruchmateriallagern an den Standorten, die auf Deponien verbrachten Abbruchmaterialien, die in Heilbronn unter Tage und in Sinsheim über Tage gelagerten „frei gemessenen“ Abfälle und die bereits anderenorts gelandeten hochradioaktiven Abfälle aus BaWü (La Hague, Sellafield, Russland, Asse, Gorleben usw.) verdrängt werden, muss das kein Vorteil sein, denn:
- je mehr Castoren an einer Stelle „untergestellt“ sind, desto gefährlicher wird dieser Ort. Könnte es nicht besser sein, mehr kleinere Lager zu haben?
- Castoren ca. 100m neben einem laufenden AKW zu lagern kann noch viel riskanter sein als 100m neben einem AKW-Abriss, wie es in dem bisher nicht gebauten Obrigheimer Trockenlager der Fall wäre. Ein Super-GAU in Neckarwestheim würde davon nicht besser, wenn dann in der betroffenen Anlage noch mehrere weitere Reaktorkernladungen vorhanden wären, an die man trotz möglicher Schäden vermutlich nicht mehr heran käme.
Wird es billiger?
Geldersparnis für die EnBW darf kein Argument sein. Permanent wird an der Sicherheit gespart, um den AKW-Betrieb und den -Abriss billiger zu machen. Das ist die falsche Priorität. Gerade wenn Atomaufsicht und Besitz der AKW in derselben Hand sind (Grün-Rote Landesregierung BW)!
„Manche glauben, dass Strahlung unter einer grün-roten Regierung weniger gefährlich ist“ – „Geld ist offenbar wichtiger als Sicherheit.“
Was ist denn schon ein Castor-Transport?
Da fängt das Lügen schon an. Es ist kaum vorstellbar, dass es nur 1 Transport für die 15 Castoren wäre.
Trotz kurzer Entfernung wäre der Transport kompliziert. Entweder ganz wahnsinnig per Schiff, oder im Wechsel LKW-Bahn-LKW, dabei über mehrere Neckarbrücken.
Das radioaktive Material eines einzigen Castors reicht aus, Land im Umkreis hunderter km unbewohnbar zu machen. Castoren können z.B. mit Bomben oder starken Panzerfäusten zerstört werden. Ein Schutz vor solchen Angriffen ist im Lager schon kaum machbar, bei einem Transport völlig unmöglich. Hinzu kommt das Unfall-Risiko, z.B. auf Brücken. Entsprechende Fall-Tests der Castoren sind hauptsächlich Computervorhersagen, keine realen Crashtests mit entsprechender Fallhöhe. Erst vor wenigen Monaten ist mal wieder (nicht zum ersten Mal) ein Castorzug in Frankreich entgleist.
Eine Anfrage bei einem früheren Castortransport durch Heilbronn an die Stadtverwaltung Heilbronn zeigte, dass dort keinerlei Vorkehrungen getroffen werden, man vertraute einfach darauf, dass sich schon ‚irgendwer‘ um die Sicherheit kümmern werde…
Eilt es, die Brennelemente/später Castoren aus Obrigheim weg zu bringen?
Nein! Beim Abriss eilt gar nichts. Eile geht zu Lasten der Sicherheit. Aber eines ist ganz dringend, egal ob die Brennelemente 2015 in Obrigheim in eine Castorhalle kommen oder 2016 nach Neckarwestheim:
Alle Abriss- und Abrissvorbereitungsarbeiten in Obrigheim müssen sofort gestoppt werden, mindestens bis keine Brennelemente mehr im Nasslager sind. Genauso müssen alle Abriss- und Abrissvorbereitungsarbeiten beim GKN I gestoppt werden, solange GKN II noch läuft und solange noch Brennelemente in den Abklingbecken liegen und aktiv gekühlt werden müssen.
Vertrauen?
Gerade bei der speziellen Geschichte des Obrigheimer Nasslagers und des eigentlich geplanten Trockenlagers und genauso beim Abriss in Obrigheim lassen sich alle Varianten an Tricks, Lügen und Rechtsverbiegungen finden, die „unserer“ Atommafia jemals einfielen. Und auch der größte Teil des Asse-Mülls stammt aus Obrigheim, aber davon will man bei der EnBW nichts wissen.
Bis man jemals ein Projekt der EnBW nicht mehr mit allergrößtem Misstrauen betrachten muss, wird noch viel Wasser den Neckar hinabfließen. Und die EnBW hat bis heute keinen echten Schritt für Transparenz und Vertrauensbildung getan.
Von Bykov bis „EDO„: auch die aktuelle Obrigheimer Geschichte ist voll von Sauereien.
„Grüne Wiese“?
Die Unseriösität des aktuellen Plans zeigt sich schon in der sehr bewusst gewählten Fantasie-Formel „Grüne Wiese“. Es wird in Obrigheim nie wieder eine Situation erreichbar sein, die man ehrlich mit „Grüner Wiese“ bezeichnen dürfte, bestenfalls mit „dreckiger Wiese“, aber selbst so weit gehen die bisherigen Planungen nicht. Die Spuren des AKW-Betriebes werden dort bleiben, gerade auch die radioaktiven Spuren, insbesondere im Boden.
Wer jetzt behauptet, der Abtransport der Brennelemente mache die „Grüne Wiese“ möglich, der lügt und will falsche Bilder in unsere Köpfe pflanzen. Das Atomerbe werden wir nicht los, egal wie viele Linguisten, Psychologen und Werbemenschen die EnBW dafür anheuern wird.
Leider fällt auch die Presse auf diese Gehirnwäsche hinein. Per Castor-Verschickung eine Lösbarkeit des Atommüllproblems und der Abrissprobleme zu simulieren, ist schlicht eine Verharmlosung. Und damit brandgefährlich.
Heiße Zelle?
Ãœberall wo Castoren gelagert werden, ist eine so genannte Heiße Zelle nötig, um z.B. Reparaturen an den Castoren ausführen zu können. Das, inklusive Personal, vorzuhalten ist teuer – und deshalb weder für das Obrigheimer noch für das Neckarwestheimer Lager vorgesehen. Das bedeutet für beide Standorte ein Spiel mit dem Feuer.
„Zwischen-„Lager?
Die Skepsis am „Versprechen“ der „begrenzten Zeit“ der Atommülllagerung in den „Zwischenlagern“ ist berechtigt. Wer glaubt noch daran, dass die Lager nur 40 Jahre benutzt werden? Von diesem Glauben raten wir ab. Bisher gibt es keinen einzigen Anhaltspunkt, dass die Lagergenehmigung nicht doch nach 40 Jahren verlängert wird, vielleicht auf ewig, obwohl die Castoren nicht für langfristige Lagerung ausgelegt sind.
Zwar sind heute die 40 Jahre im Gesetz festgeschrieben. Aber das kann morgen schon von gestern sein.
„End-„Lager“?
Hüten wir uns vor diesem vergifteten Begriff. Dies ist auch ein Begriff der bewussten Verharmlosung. Es gibt keine endgültige Lösung für das Atommüllerbe, kann es leider grundsätzlich nicht geben. Deshalb braucht man mit niemandem über „Endlager“ diskutieren. Wenn jemand mit uns diskutieren will, wie man das Risiko der langfristigen Lagerung von Atommüll möglichst verkleinern kann: gerne.
Vorausgesetzt, derjenige tut seinen Teil dazu, die tägliche weitere Atommüllproduktion in den AKWs sofort zu stoppen. Wer aber, juristisch und/oder politisch mit dem Begriff „Endlager“ nur zum weiteren AKW-Betrieb beiträgt, der hat entweder nichts verstanden oder verfolgt damit eine bestimmte Absicht.
Unsere Bitte:
- kommt zu den vielen Anti-Atom-Demos und -Aktionen
- schreibt Leserbriefe.
- fordert die Stadt Heilbronn und Eure Wohnorte auf, sich endlich bei den Themen Obrigheim und Neckarwestheim für die Sicherheit ihrer Bürger einzusetzen.
- Spendet für die Rückbau-Klage von www.atomerbe-obrigheim.de
- macht in Eurem persönlichen Umfeld deutlich: wer EnBW- und ZEAG-Strom bezieht, verlängert unsere Atomrisiken.
- Legt Widerspruch ein gegen die Verlängerung der Genehmigung zur Einleitung radioaktiven Wassers in den Neckar in Obrigheim.
- Setzt die Energiewende um! Das ist nicht die Aufgabe irgendwelcher Konzerne und ihrer willfähigen Politiker-Hampelmänner und -frauen: Das ist eine echte BürgerInnen-Aufgabe!
Wechselt zu einem echten Ökostrom-Anbieter, installiert eine Photovoltaik-Anlage auf euer Dach und/oder werdet Mitglied in einer EnBW-unabhängigen Bürger-Energie-Genossenschaft, engagiert euch in einer Bürger-Initiative gegen Atomkftaft und für die Energiewende!