Die höchsten frei stehenden Bauwerke in Baden-Württemberg (je 250 m) sind Wahrzeichen des fossilen Zeitalters: die beiden EnBW-Kamine in Altbach und die beiden EnBW-Kamine in Heilbronn. Durch die beiden Heilbronner Kamine gehen 5% des baden-württembergischen CO2-Ausstoßes in die Atmosphäre, der größere Teil davon durch den nördlichen Schornstein (von Block 7), der Rest durch den südlichen Schornstein (von den Blöcken 5 und 6), auf der Foto-Montage ist dessen Abriss vorweg genommen.
Kommt nun der Anfang vom Ende der Kohleverstromung in Heilbronn, nachdem die EnBW die Abschaltung der Blöcke 5 und 6 beantragt (s. Pressemitteilung der EnBW)? Also z.B. 2014 Abschaltung der Blöcke 5 und 6 und 2025 Abschaltung des Blocks 7?
Leider wohl kaum, wenn es nach den Plänen der EnBW geht. Denn der Antrag auf Außerbetriebnahme der Blöcke 5 und 6 ist in Wirklichkeit ein Antrag auf zusätzliche Subventionen für deren Weiterbetrieb, letztlich per Umlage zu zahlen von allen Stromkunden!
Das ist derzeit ein beliebtes Spiel der großen Atom- und Kohlekonzerne: für tatsächlich oder angeblich wenig profitable Kraftwerke (Gas, Kohle, Atom) werden Anträge auf Außerbetriebnahme gestellt, in der Erwartung, dass die Bundesnetzagentur „Systemrelevanz“ der Kraftwerke feststellt und dann den Betreiber für den Weiterbetrieb „entschädigt“, was auf die Stromnetzkosten umgelegt wird.
Beim AKW Grafenrheinfeld ging diese Rechnung für Eon zum Glück nicht auf, trotzdem wird dessen um wenige Monate nächstes Jahr vorgezogene Stilllegung infam missbraucht, um angebliche Engpässe zu konstruieren. So trage der Weiterbetrieb des maroden AKW Fessenheim dazu bei, das angeblich moderne (???) AKW Grafenrheinfeld abschalten zu können, siehe Artikel „Unsicheres AKW in Frankreich soll für modernere deutsche Reaktoren einspringen„. Das ist völliger Unsinn, denn die vorgezogene Abschaltung von Grafenrheinfeld betrifft überhaupt nur insgesamt 2 Wintermonate und in dieser Zeit wird Frankreich seinen Atomstrom selbst verwenden, in den unsinnig vielen Elektroheizungen. Diese dreisten Argumentationen geben aber einen Vorgeschmack auf die Propaganda, die vor allem 2021 und 2022 massiv gepusht werden wird bei der dann geplanten Abschaltung von 6 AKWs innerhalb kurzer Zeit.
Tatsächlich könnten alle AKWs in Deutschland schon lange komplett abgeschaltet werden. Speziell für Grafenrheinfeld hat .ausgestrahlt dies kürzlich auch detailliert belegt: „AKW Grafenrheinfeld schon heute überflüssig„.
Und nicht vergessen: Energiewende bedeutet nicht nur den Ersatz nuklearer und fossiler Kraftwerke durch „Erneuerbare Energien“, sie braucht vor allem auch eine deutliche Verminderung des Energiebedarfs. Das sind die klassischen „Drei E“ der Energiewende:
- Erneuerbare Energien
- Energie Sparen
- Energie-Effizienz
Zurück zu den EnBW-Kohleblöcken in Heilbronn: wer prüft, ob diese „systemrelevant“ sind? Das macht der Ãœbertragungsnetzbetreiber TransnetBW, „in Abstimmung mit der Bundesnetzagentur“. Besitzer von TransnetBW: zu 100% die EnBW. Da prüft also die EnBW selbst ihren eigenen Antrag. Toll. Die von der EU eigentlich vorgeschriebene „Entflechtung“ von Produktion und Netz steht bei der EnBW nur auf dem Papier, zum Schaden der Stromkunden.
Bild:
Heilbronner Energiewende: Sonnenaufgang über den beiden CO2-Schleudern
beide Fotos: (C) F.W.