Diese Woche war ich auf der WiwilĂ-BrĂŒcke. Die steht in Freiburg und fĂŒhrt ĂŒber den Bahnhof, den Busbahnhof und eine StraĂe (linke BrĂŒcke auf dem Foto). Eine breite BrĂŒcke, reserviert fĂŒr FuĂgĂ€nger/inn/en, Radler/inn/en, Rollertreter/inn/en, Rollatorpilot/inn/en usw., in allen Varianten, mit Rollstuhl, mit Tandem, mit Kinderwagen, FahrradanhĂ€nger und anderem.
ZufĂ€llig geriet ich in die Feier zum 2,5 Millionsten Radler fĂŒr dieses Jahr. Zweieinhalb Millionen von Januar bis November! Das sind durchschnittlich knapp 9000 pro Juli-Tag und immerhin halb so viele pro Dezember-Tag. Dieser ganze Verkehr lĂ€uft flĂŒssig, ohne Absteigen, ohne Treppe, ohne Aufzug, mit gut bewĂ€ltigbarer Steigung auf den Zu- und Abfahrtsrampen (Treppen gibt es zusĂ€tzlich, fĂŒr die, die steil nach oben wollen đ )
Was wĂ€re, wenn diese Radler/inn/en alle stattdessen mit Autos fahren wĂŒrden?
Bahngleise und StraĂe zerschneiden die Stadt, die WiwilĂ-BrĂŒcke verbindet sie wieder, das gleiche schafft zusĂ€tzlich auch die direkt benachbarte StadtbahnbrĂŒcke (rechte BrĂŒcke auf dem Foto oben), diese bietet freie Bahn fĂŒr die Tram und auch wieder fĂŒr FuĂgĂ€nger/inn/en. Nur Autos mĂŒssen Umwege fahren – Umkehrung der ĂŒblichen Rangfolge mit AbkĂŒrzung fĂŒr motorgetriebene Menschen und Umwegen fĂŒr wirklich auto-mobile Menschen.
Bei der Anreise nach Freiburg fuhr ich gemĂ€chlich von Heilbronn mit der („Eil-„)StraĂenbahn ĂŒber Land nach Karlsruhe, um dann in kaum mehr als der halben Zeit mit dem ICE weiter nach Freiburg zu sausen. Dort angekommen, ging es direkt per Aufzug (alternativ per Treppe) nach oben auf die StadtbahnbrĂŒcke, und von dort ohne Stufen geradewegs in die Innenstadt. (mehr …)
(Julius) Robert (von) Mayer war nicht der Erfinder des Strichcodes, auch wenn die heute veröffentlichte Briefmarke so ausschaut (Bildquelle: Deutsche Post).
Am Montag 3.11.14 startet offiziell die Gedenk-Briefmarke zum 200. Geburtstag von Robert Mayer. Leider ist die Marke nicht gelungen. Optisch wenig attraktiv, schlecht lesbar, der Zusammenhang zwischen Person, Schlagwort âEnergieerhaltungssatzâ und der Messskala erschlieĂt sich dem Betrachter nicht. Geht es da etwa um den Erfinder des Strichcodes? Oder wird der Jahrestag der Fahrenheit-Skala begangen? Weder, noch. Allerdings bekommt die Fahrenheit-Skala am selben Tag eine eigene Marke. Die beiden Marken mit ihren austauschbaren Motiven haben noch etwas gemeinsam: Ab 1.1.15 braucht sie niemand mehr, dann gelten neue Porto-SĂ€tze.
Die 60 Cent-Fahrenheit-Marke lÀsst sich immerhin mit einer Zusatz-Marke auf 62 Cent ausbauen, aber die 90 Cent-Mayer-Marke auf einen 85-Cent-Brief kleben, das werden nur echte Liebhaber tun. Welche Ironie: da hatte man sich extra ins Zeug gelegt und Beziehungen spielen lassen, dass die Marke den Wert von 90 statt wie geplant 145 Cent bekommt. Und ausgerechnet nur die 145 Cent-Marken wird man auch 2015 noch benötigen.
Allerdings: Wenn so Vieles schief lÀuft, dann passt es vielleicht doch zu Julius Robert von Mayer und seinem Leben voller Umwege, SchicksalsschlÀge und WiderstÀnde.
WĂ€hrend des JubiliĂ€umsjahren war oft der leise Vorwurf an Mayer zu hören, er habe die WiderstĂ€nde gegen seine Entdeckungen selbst verschuldet durch den ungenĂŒgenden Gebrauch der physikalischen Fachsprache. Das ist ĂŒberheblich und ist rĂŒckblickend leicht zu sagen. Wie ist es heute? Eigentlich sind die Begriffe „Kraft“, „Energie/Arbeit“, „Leistung“ lĂ€ngst gut definiert und etabliert, trotzdem werden sie oft verwechselt. Aber immerhin haben wir diese Begriffe. Und wenn wir von Energie sprechen, dann gehen wir stillschweigend davon aus, dass sie in all ihren Formen eine Konstante ist, dass sie ein festes MaĂ hat, dass sie bei allen Umwandlungen erhalten bleibt. Ohne diese Annahme funktioniert der Begriff einfach nicht. Umgekehrt funktioniert die Vorstellung einer konstanten GröĂe „Energie“ erst dann, wenn man schon eine Vorstellung von diesem abstrakten Begriff hat.
Die besondere Leistung von Robert Mayer war also tatsÀchlich eine doppelte: zugleich den Begriff und die Vorstellung von dessen Eigenschaften zu entwickeln.
Sinnvollerweise tat er dies durch die Formulierung von Analogien. „WĂ€rmeĂ€quivalent“ ist dabei zunĂ€chst hilfreicher als ein ganz abstrakter Begriff, der erst mit Inhalt gefĂŒllt werden muss, damit er sich in unserer Vorstellungswelt verankern kann.
Ich finde es wunderbar, dass Robert Mayer diese geniale gedankliche Leistung gelungen ist.
nil fit ex nihilo â nil fit ad nihilum (Nichts wird aus Nichts â Nichts wird zu Nichts)
Ich glaube, dass im JubilÀumsjahr auch andere Perlen in Robert Mayers Werk zu wenig beachtet wurden. Sowohl seine medizinischen Entwicklungen, besonders das Kreislauf-Modell, als auch welche Auswirkungen sein Paradigmenwechsel in der Betrachtung von NaturvorgÀngen auf heutige Konzepte hat. Das hat mich zu nebenstehendem Briefmarken-Entwurf motiviert.
Wir können gerade Robert Mayer als einen Pionier des Nachhaltigkeitsgedankens sehen. Seine These „Nichts wird aus Nichts â Nichts wird zu Nichts“ bereitete nicht nur den Boden fĂŒr ein modernes VerstĂ€ndnis der Energie, sondern ist auch eine elementare Voraussetzung fĂŒr nachhaltiges Denken und Handeln. „Der Strom kommt nicht einfach aus der Steckdose“ und „Wer Ware produziert, wird MĂŒll ernten“ könnten heutige Formulierungen des Mayer’schen Erhaltungssatzes sein. (mehr …)