Risse in den Dampferzeugern

im Atomkraftwerk Neckarwestheim

Das Atomkraftwerk Neckarwestheim II ist momentan für die jährliche Revision heruntergefahren. Bei den Revisionen 2018 und 2019 wurden jeweils massive Schäden in den für die Sicherheit extrem wichtigen Dampferzeugern festgestellt. Nach unseren Informationen wurden auch dieses Jahr wieder Risse gefunden.

Allein bei der Revision 2019 wurden 209 Risse an 191 Rohren entdeckt. 90 davon (an 90 Rohren) waren 2018 übersehen worden. Die restlichen Risse sind laut Betreiber und Atomaufsicht innerhalb des nur 9 Monate langen Betriebszyklus 2018/2019 neu entstanden und haben in diesem
Zeitraum bis zu 70 % der Wandstärke durchdrungen. Auch offizielle Stellen befürchten, dass weiter Risse entstehen können, da die Ursache für die Korrosion nicht zu beheben ist. Die Dampferzeuger sind somit irreparabel geschädigt. Planmäßig soll das AKW Neckarwestheim II erst Ende 2022 stillgelegt werden.

Da die Atomaufsicht unter Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) ihrer Pflicht zum Schutz der Bevölkerung vor den Gefahren des sehr alten Reaktors bislang nicht nachkommt, haben wir von dem renommierten Reaktorsicherheitsexperten Prof. Dr.-Ing. habil. Manfred Mertins (TH Brandenburg, vormals Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit - GRS gGmbH) eine Bewertung zu den Schäden durch Spännungsrisskorrosion an den Dämpferzeuger-Heizrohren im KKW Neckärwestheim 2 (GKN-II) erstellen lassen. Diese kommt zu dem Schluss dass das bloße Verstopfen einzelner Rohre, das EnBW bisher praktiziert, sowohl die deutschen Sicherheitsanforderungen als auch weltweit anerkannte kerntechnische Sicherheitsstandards missachtet.

Mit unserem Dachverband Bund der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar e.V. (BBMN) haben wir zusammen mit der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt und dem BUND Baden-Württemberg zusammen mit vier in der Nähe des AKW wohnenden Privatpersonen heute einen Antrag auf Austausch der Dampferzeuger beim Umweltministerium gestellt.

Am Freitag, 04.07.2020, haben wir mit einer Aktion vor dem Umweltministerium die Atomaufsicht aufgefordert endlich zu handeln

In der Nacht vom 7. auf den 8.7.2020 haben wir einen großen Riss auf die Reaktorkuppel projiziert: „Riss-Reaktor abschalten bevor es kracht!“
Zuvor war uns bekannt gewortden dass sich auch in den vergangenen Monaten neue Risse in den Dampferzeuger-Heizrohren gebildet haben. Das ist das Ergebnis der aktuellen Riss-Untersuchungen, über die weder EnBW noch das Umweltministerium bisher öffentlich informiert haben.

Darüber hinaus hat nun ein weiterer Reaktor-Experte in einem zweiten Gutachten ebenfalls schwere Bedenken gegen die Wiederinbetriebnahme des AKW Neckarwestheim II geäußert. Dipl.-Ing. Helmut Mayer ist Dozent für Kraftwerkstechnik und als ehemaliger Betriebsleiter des AKW Biblis ein ausgewiesener Experte an der Nahtstelle zwischen Theorie und Praxis des AKW-Betriebs. In seiner Expertise kommt er zu dem Ergebnis, „dass eine Betriebsgenehmigung für ein Kernkraftwerk mit Heizrohrschäden, wie sie im GKN II vorliegen, nicht zu verantworten ist“.