CCS-Gesetz beschlossen – „Klimaschutz“ gestrichen – neue Kohlekraftwerke statt Energiewende

erstellt am: 03.07.2012 • von: Daniel • Kategorie(n): CCS

Am 27.06.2012 haben sich Bund und LĂ€nder auf einen faulen Kompromiss bei der CO2-fĂŒr-immer-und-ewig-Endlagerung (nicht nur ein paar millionen JĂ€hrchen wie beim AtommĂŒll – dafĂŒr viel mehr – und auch noch Gas…) geeinigt. Dazu hier einige Stellungsnahmen.

Der BUND schreibt:

„Anstatt endlich das Scheitern der CCS-Technologie einzugestehen, haben sich die Verhandler auf einen faulen Kompromiss zulasten von Umwelt und Bevölkerung geeinigt“, so Tina Löffelsend, Energie-Expertin des Bund fĂŒr Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zur gestrigen Einigung zwischen Bund und LĂ€ndern zum CCS-Gesetz zur unterirdischen Lagerung  von Kohlendioxid. „Das Gesetz ist schlecht gemacht und blendet die Risiken dieser Technologie völlig aus. Die betroffenen BundeslĂ€nder mĂŒssen jetzt zĂŒgig vorbeugen und CO2-Lager verbieten.“ Der BUND werde sich mit der Bevölkerung und Initiativen vor Ort weiter dafĂŒr einsetzen, dass die CO2-Lagerung in Deutschland auch kĂŒnftig keine Chance habe.

Der Gesetzentwurf enthalte nur kosmetische Korrekturen zur Speichermenge und zu den Haftungsregeln fĂŒr die Konzerne. Ein Nutzen fĂŒr den Klimaschutz durch die CCS-Technologie sei nicht erkennbar. Folgerichtig wurde das Ziel des Klimaschutzes jetzt aus dem Text gestrichen. Dies zeige, dass das Gesetz vor allem den Interessen der Kohlekonzerne und den sie unterstĂŒtzenden Landesregierungen diene. DarĂŒber hinaus gĂ€be es keinerlei Vorsorge fĂŒr erhebliche Umweltrisiken wie eine Versalzung des Grundwassers. Die Haftung fĂŒr die CO2-Endlager solle hingegen schon nach 40 Jahren auf die Allgemeinheit ĂŒbertragen werden. Der Gesetzentwurf gaukele zudem eine BeschrĂ€nkung auf Demonstrationsvorhaben vor. TatsĂ€chlich aber stĂŒnde bereits 2017 eine Revision des Gesetzes an, womit eine Ausweitung der CCS-Technologie möglich wĂ€re.

„Die Politik glaubt immer noch dem MĂ€rchen von der ’sauberen Kohle‘ und will dafĂŒr Milliarden Steuergelder verschwenden. FĂŒr die Energiewende ist CCS Gift, fĂŒr den Klimaschutz ein Danaergeschenk. Die Bundesregierung muss stattdessen auf echten Klimaschutz setzen, sonst wird sie ihre Ziele zur CO2-Reduzierung verfehlen“, sagte Löffelsend.

Quelle: BUND.net

Greenpeace dazu:

Nun ist es rechtsgĂŒltig: Der Bundesrat hat den Kompromiss zum CCS-Gesetz, der vor zwei Tagen im Vermittlungsausschuss ausgehandelt wurde, verabschiedet. Damit gibt der Bundesrat geradezu den Startschuss fĂŒr den Neubau von Kohlekraftwerken. Hintergrund der Einigung zum CCS-Gesetz ist der Wunsch der Kohleindustrie, Fördergelder aus dem geplanten Kraftwerksförderprogramm der Bundesregierung zu erhalten. Voraussetzung dafĂŒr ist – nach EU-Beihilferegelungen – ein nationales CCS-Gesetz. Dass diese Technologie in Deutschland je im großen Stil zum Einsatz kommt, ist angesichts des Widerstands in der Bevölkerung allerdings unwahrscheinlich.

Dieses Gesetz ist perfide. Unter dem Schutzmantel der angeblichen Klimaschutz-Technologie CCS sollen nun neue Kohlekraftwerke mit Hilfe staatlicher Fördergelder gebaut werden, sagt Gerald Neubauer, Energieexperte von Greenpeace.

Um die Subventionen zu erhalten, muss das Kraftwerk CCS ready sein – das heißt nachrĂŒstbar mit CCS-Technik. Die Einigung beim CCS-Gesetz dient somit in erster Linie der Legitimierung von neuen Kohlekraftwerken.

In der RealitĂ€t werden solche Kohlekraftwerke vermutlich nie mit CCS ausgerĂŒstet – der Widerstand in der Bevölkerung an den Speicherorten ist schlicht zu groß. Obwohl die CO2-Endlagerung im großen Stil in Deutschland politisch nicht durchsetzbar ist, halten Regierung und Energiekonzerne die Illusion aufrecht, dass CCS irgendwann in der Zukunft zum Klimaschutz beitragen wird.

Generell kritisiert Greenpeace die CO2-Endlagerung scharf, weil damit erhebliche Gefahren fĂŒr Mensch und Natur verbunden sind. Es besteht die Gefahr von Leckagen der Speicherorte und der Versalzung des Grundwassers. Die CCS-Technologie ist aber auch aufgrund ihrer erheblichen Kosten und fehlenden Marktreife keine Lösung fĂŒr die Klimaproblematik.

Dem Kompromiss des Vermittlungsausschusses zufolge dĂŒrfen die Energiekonzerne in Zukunft Demonstrationsprojekte zur Abscheidung und Verpressung von bis zu 1,3 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr und Speicher durchfĂŒhren. Der Kompromiss wurde möglich, weil Brandenburg der LĂ€nderklausel zugestimmt hat. Einzelne BundeslĂ€nder dĂŒrfen die Speicherung auf ihrem Gebiet demzufolge ausschließen. Die wichtigsten SpeicherlĂ€nder Schleswig-Holstein und Niedersachsen werden die LĂ€nderklausel voraussichtlich auch in Anspruch nehmen.

Dass CCS im Inland vermutlich keine Chance mehr hat, zeigt sich auch an den PlĂ€nen fĂŒr ein internationales CO2-Pipelinenetz. Der Vermittlungsausschuss hat in einer separaten ProtokollerklĂ€rung seine UnterstĂŒtzung fĂŒr internationale CO2-Pipelines festgehalten. Im Klartext heißt das: Energiekonzerne wie Vattenfall wollen ihr CO2 aus Lausitzer Braunkohlekraftwerken in Zukunft ĂŒber die Grenze nach Polen transportieren. Auch die brandenburgische Landesregierung unterstĂŒtzt diese PlĂ€ne – in der Hoffnung, dass CO2-Endlager dort auf weniger Widerstand stoßen als in Deutschland.

Doch auch die Umsetzung der PlĂ€ne fĂŒr internationale CO2-Pipelines ist mehr als fraglich. Bereits 2009 musste RWE PlĂ€ne fĂŒr eine CO2-Pipeline aus dem Rheinland nach Schleswig-Holstein begraben, weil der Widerstand vor Ort zu groß war. Es ist kaum zu erwarten, dass dies bei einer Pipeline nach Polen anders wĂ€re. Es bleibt also dabei: CCS ist keine Lösung fĂŒr das Klimaproblem, sondern dient allein den Interessen der Kohleindustrie.

Quelle: Greenpeace.de

Die „BĂŒrgerinitiativen gegen CO2-Verpressung aus Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein“ erklĂ€ren:

Vermittlungsausschuss nimmt „Klimaschutz“ aus dem CCS-Gesetzentwurf heraus!

Im § 1 des CCS-Gesetzentwurfes „Zweck des Gesetzes“ hieß es, dass die CO2-Verpressung „im Interesse des Klimaschutzes und im Interesse einer möglichst sicheren, effizienten und umweltvertrĂ€glichen Energieversorgung und Industrieproduktion“ liege. Dieser Teil der Zweckbenennung wurde am 27.06.2012 durch den Vermittlungsausschuss gestrichen.

Hiermit wird der Anspruch, dass CCS eine „Klimaschutzmaßnahme“ sei, fallen gelassen, und ebenso, dass es einer sicheren, effizienten und umweltvertrĂ€glichen Energieversorgung und Industrieproduktion diene. – Dies ist also die umfassende BankrotterklĂ€rung der Sinnhaftigkeit von CCS in jeder Hinsicht und das eindeutige EingestĂ€ndnis, dass es bei CCS ausschließlich um die Gewinnmaximierung der Energiekonzerne geht.

In einer ProtokollerklĂ€rung begrĂŒĂŸt der Vermittlungsausschuss den Aufbau eines transeuropĂ€ischen CO2-Pipeline-Systems. Dies bedeutet: 22.000 – 37.000 km CO2-Pipelines, EU-weit 240 neue Kohlekraftwerke mit CO2-Abscheidung, Endlager fĂŒr eine jĂ€hrliche Verpressungsmenge von mehr als 1 Mrd. Tonnen CO2 und geschĂ€tzten Gesamtkosten von 1000 Mrd. Euro.

Eine Entscheidung fĂŒr diesen Gesetzentwurf wĂ€re ein Anschlag auf die Trinkwasserversorgung der Bundesrepublik Deutschland und eine Entscheidung gegen die Energiewende.

Quelle: co2bombe.de


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