Atommüll-Debatte

erstellt am: 10.10.2012 • von: Daniel • Kategorie(n): Anti-Atom, Atommüll & Castor, Politik

Bei unserem Energiewende-Treffen wollen wir diesmal unter Anderem auch über die aktuelle Endlager-Debatte diskutieren – hier als Diskussions-Input ein „Zwiegespräch“ mit verschiedenen Standpunkten dazu:

[Standpunkt:] Seit ein paar Monaten spielen auf Bundes- und Landesebene einige Leute ein Spiel, das ich äußerst gefährlich finde, es heißt „Endlagersuche„.
Das sind einerseits Merkel und Altmaier, andererseits Trittin, Kretschmann, Untersteller und Gabriel. Einmal haben es auch drei davon alleine in kleiner Runde gespielt: Altmaier, Gabriel und Trittin.
ich bin überzeugt,
– dass ein „Endlager“ eine (gefährliche) Fiktion ist. Es kann nur eine möglichst risikoarme Aufbewahrung geben

[Kommentar:] Zustimmung

[Standpunkt:] – dass es sich möglicherweise als fataler Irrtum herausstellen wird, den Atommüll nicht rückholbar unterirdisch vergraben zu wollen

[Kommentar:] Möglicherweise. Gegen die rückholbare oberirdische oder oberflächennahe Lagerung spricht allerdings, dass die Entwicklung einer „Entschärfung“ des Atommülls – von CDU-nahen Juristen und Betriebswirtschaftlern fortschrittsoptimistisch gelegentlich angekündigt – aus physikalischen Gründen äußerst unwahrscheinlich ist und dass wir damit rechnen müssen, dass zukünftige Kulturen Warnhinweise und Gebrauchsanleitungen nicht mehr verstehen werden – bis heute ist die kretische Schrift von vor weniger als 4000 Jahren nicht entschlüsselt.

[Standpunkt:] – dass auch die Antiatombewegung sich an der Suche nach dem kleinstmöglichen Ãœbel in der Atommülllagerung beteiligen muss, auch wenn sie keine Schuld an dem tödlichen Müll trägt

[Kommentar:] Zustimmung. Ob sich dann eine unterirdische, „verlorene“ oder eine oberirdische oder oberflächennahe rückholbare oder vielleicht auch eine unterirdische rückholbare Lagerung als das kleinstmögliche Ãœbel herausstellt, wage ich nicht vorauszusagen.

[Standpunkt:] – dass sie dies aber NIEMALS tun sollte, solange noch ein einziges AKW läuft. Niemals.

[Kommentar:] Diese Forderung vertrete ich gerne mit. Die Frage ist, ob sie sich vorher an der Diskussion über den Prozess beteiligen soll/darf, mit dem dann das kleinstmögliche Übel gesucht werden soll.

[Standpunkt:] – denn sonst wird sie nur missbraucht für die Akzeptanzbeschaffung der weiteren Atommüllproduktion bis zum St-Nimmerleins-Tag

[Standpunkt:] – Sogar nach der Abschaltung aller AKW ist die Gefahr dieses Missbrauchs nicht gebannt. Ein in Hessen maßgeblicher CDU-Abgeordneter sagte vor 3 Wochen, dass man in einigen Jahren, falls das Problem der Endlagerung geklärt sein sollte, wieder über die Kernenergie nachdenken könne.

[Kommentar:] Im Prinzip richtig, aber damit entsteht ein Widerspruch zur Forderung, dass die Anti-AKW-Bewegung sich an der Suche nach dem kleinstmöglichen…beteiligen soll. Wann dann, wenn nicht nach dem Abschalten aller AKWs? Ich meine außerdem, dass spätestens um 2020 herum die erneuerbaren Energien so verbreitet und kostengünstig sein werden, dass niemand mehr Interesse haben wird, Milliarden in AKW zu investieren.

[Standpunkt:] Deshalb halte ich es für brandgefährlich, wenn Grünen-Politiker aus taktischen Gründen beim Thema „End“lager den Steigbügelhalter für die Atomlobby spielen.

[Kommentar:] Ich bin nicht sicher, ob der Vorstoß von Kretschmann, die offene Endlagersuche auch im eigenen Land anzubieten, als „Steigbügelhalten für die Atomlobby“ gesehen werden kann. Immerhin lief bis dahin alles auf Gorleben zu und die Anti-AKW-Bewegung hat diesen Prozess verzögern, aber nicht verhindern können. Der Vorstoß „ergebnisoffene Suche“ hat die Chancen, den unmöglichen Standort Gorleben zu kippen, erheblich verbessert. Und er verbessert die Möglichkeiten, nach Abschalten aller AKW nicht nur über Standorte, sondern auch über Techniken ergebnisoffen zu diskutieren.

[Standpunkt:] Wenn Trittin in einem aktuelle Text (Link) von einem „hoffnungsvollen Prozess“ spricht, wird mir beim Lesen übel. Das ist doch ein lächerliches Parteiengezänk und keine ernsthafte Beschäftigung mit einem der größten Probleme der Menschheit.

[Kommentar:] Na ja, Trittin ist hier übel in der Realpolitik versumpft. Aber wenn jetzt erst mal keine Einigung auf ein „Wir suchen ergebnisoffen und finden Gorleben“-Gesetz zu Stande kommt, ist das erstmal positiv. Wichtig ist doch, dass nichts festgelegt wird, solange noch AKW laufen. Ich bleibe dabei: Die Wahrscheinlichkeit, dass jemals radioaktiver Müll in der Asse 2 in Gorleben landen wird, ist heute deutlich geringer als vor 2 Jahren. Damit mir übel wird, braucht es mehr.

[Standpunkt:] Mein Vorschlag: Wir sollten beim Treffen am Mittwoch diskutieren, wie wir uns als Aktionsbündnis, das die sofortige Abschaltung der AKWs fordert, zum Thema „Endlagersuche“ positionieren.

[Kommentar:] Einverstanden. Ich meine, wir dürfen nicht nachlassen, die sofortige Abschaltung aller AKW zu fordern. Mit jedem hilflosen Versuch, die erneuerbaren Energien zu deckeln, teuer zu reden und klein zu halten, wird deutlicher, wie überflüssig die Strahlenöfen sind. Und zur Endlagersuche: Wir reden nicht über Standorte, wir können aber mitreden über die Frage, wie Technologien und Standorte gesucht werden. Und wir lehnen alles ab, was zu Festlegungen führen könnte, solange noch AKW laufen.


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