Früher oder später kann es passieren: Das Salz dichtet den Giftmüll unter Heilbronn und seinen Nachbarorten nicht mehr ab. Da die Gefährlichkeit von Giftmüll keine Halbwertszeit kennt, baut sich die Gefährlichkeit nicht ab.
Frau C. Banghard-Jöst aus Heilbronn schrieb nun an den OB und zugleich Aufsichtsratsvorsitzenden der Giftmüllbergwerke in Heilbronn, Helmut Himmelsbach, einen offenen Brief:
O f f e n e r  B r i e f
An den Heilbronner Oberbürgermeister
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Himmelsbach,
viele Menschen in Heilbronn und Umgebung leben in ständiger Verunsicherung und Angst. Angst davor, vergiftet zu werden, da unter ihren Füßen in den Gruben Heilbronn und Kochendorf der Südwestdeutschen Salzwerke Millionen Tonnen hochgiftiger Abfälle lagern und täglich Schiffe, Güterzüge und Lastwagen aus ganz Europa Gemische aus toxischen Stoffen in die ausgebaggerten Stollen der Südwestdeutschen Salzbergwerke entleeren. Wie auf der Homepage der UEV zu lesen ist, wurden allein 2012 eine Million Tonnen sog. „Verfüllmaterial“ im Versatzbergwerk Kochendorf und 80 000 Tonnen Giftmüll in die Untertagedeponie in Heilbronn geschüttet. Über 200 äußerst gefährliche Stoffe wie z.B. Cadmium, Arsen, Quecksilber, das Seveso-Gift Dioxin usw. lagern bereits im Untergrund. Auch 2292 Tonnen „leicht“ radioaktive Rückstände unter anderem aus den Atomkraftwerken Biblis, Gundremmingen, Philippsburg befinden sich in diesen Lagerungsorten. Beunruhigen müsste Sie, Herr Oberbürgermeister, dass in der Wissenschaftssendung „quarks“ (Sendetermin: 2. Juli 2013) Heilbronn als einer der giftigsten Orte Deutschlands bezeichnet wurde.
Eindrücklich haben Frank Dohmen und Barbara Schmid in ihrer Reportage (Der Spiegel 29/13) über die Untertagedeponien des Bergbau-Konzerns RAG aufgezeigt, welch gefährliche Zeitbomben unter der Erde ticken und wie kurzsichtig diese riskante Art der Einlagerung ist.
Mahnung müssten Ihnen ebenfalls die Vorfälle um das marode Lügengrab Asse und Gorleben sein.
Salzbergwerke sind als Untertagedeponien nachweislich ungeeignet, besonders Kochendorf, ein Bergwerk, dem eine Reihe von renommierten Wissenschaftlern eine instabile Gebirgsmechanik bescheinigt haben.
Sicherlich kennen Sie als verantwortungsbewusster Aufsichtsratsvorsitzender die Argumente derjenigen, die von einer Giftmülleinlagerung dringend abraten, zumal es schon mehrere Wasser- und Gesteinsabbrüche in der Grube Kochendorf gegeben hat.
Da die Stollen so verfüllt sind, dass man den Inhalt nicht mehr beseitigen kann, könnten auf die kommenden Generationen horrende und zeitlich nicht begrenzte Geldsummen für die Instandhaltung der Giftmülldeponie zukommen. Das schlimmste Szenario wäre, wenn Gifte ins Grundwasser gelangen und den Boden und die Nahrungskette vergiften würden. Denn dann könnten schon geringe Mengen dieser Gifte Tausenden Menschen aus Heilbronn und Umgebung das Leben kosten.
Sehr geehrter Herr Himmelsbach, Ihre Aufgabe als Aufsichtsratsvorsitzender des Salzbergwerkes Heilbronn und als Oberbürgermeister der Stadt Heilbronn ist es, darauf hinzuarbeiten, dass die Einlagerungen gestoppt und die Deponien einer effektiven Kontrolle unterzogen werden, da Sie geschworen haben, dem Wohle der Stadt zu dienen und Schaden von ihr abzuwenden.
Aus gegebenem Anlass wende ich mich daher an Sie mit der dringlichen Bitte: Sorgen Sie dafür, dass die Ursache des im Frühjahr in der Heilbronner SWS-Deponie erfolgten Gesteinsabbruchs untersucht und das Ergebnis öffentlich bekannt gemacht wird.
Außerdem bitte ich Sie um eine Auskunft. Wie Sie wissen, gerieten im September 2002 in der Deponie Stocamine 1.500 Tonnen Industrieabfälle in Brand, die von „Experten“ als „nicht brennbar“ deklariert worden waren, darunter Zyanid, Asbest, Arsen sowie chrom- und quecksilberhaltige Substanzen. Das Feuer konnte erst nach zweieinhalb Monaten gelöscht werden. Da die elsässische Kalimine laut Expertenbericht vom Juli 2011 als „nicht sicher“ eingestuft wurde, soll Ende 2013 mit der Bergung der giftigen Abfälle begonnen werden. Die Kaliwerke verhandeln derzeit mit drei Betreibern von Deponien über die Ãœbernahme ihres Giftmülls. Verlautbarungen zufolge gehört das Salzbergwerk Heilbronn zu diesen Verhandlungspartnern. Besteht seitens der „Umwelt, Entsorgung und Verwertung GmbH“ der SWS die Bereitschaft, den Giftmüll aus der Deponie Stocamine zu übernehmen? Wird der Gemeinderat im Vorfeld der Entscheidung über diese Vorgänge informiert?
In großer Sorge und mit freundlichen Grüßen
C. Banghard-Jöst