Energiewende Heilbronn Blog
Wird ein AKW stillgelegt und verschrottet, enthält seine Substanz noch sehr viel Radioaktivität.
Dann wird getrennt, gemischt, geschrubbt und abgeschliffen, und dabei die Radioaktivität umverteilt.
Abschalten oder Neutralisieren lässt sich die Radioaktivität ja nicht, aber in Müllarten unterschiedlicher Strahlungsstärke aufteilen.
Dass nebenbei eine Menge Radioaktivität in das Abwasser und in die Luft abgegeben wird, spart Kosten. Kostet aber gesunde Zukunft.
Wenn dann das AKW in Metallschrott, Betonschutt, Bauruinen und sonstigen Müll aufgeteilt wurde, dann soll dieser Müll verschiedene Wege gehen:
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Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Sie protestieren heute zusammen mit den „Pacemakern“ gegen die weiter bestehende und sogar zunehmende Gefahr durch Atomwaffen in Büchel und international, dafür möchten wir Ihnen herzlich danken.
Wir alle denken dabei auch an die frühere Stationierung von Atomraketen in Heilbronn.
Geschichtlich, technisch und politisch auf das Engste mit den Atombomben verknüpft ist die kommerzielle Nutzung der Atomkraft, und auch diese berührt Heilbronn in ganz besonderer Weise.
Wir bitten Sie deshalb, Herr Oberbürgermeister, sich engagiert für den Schutz Heilbronns und seiner Bürger vor den folgenden Gefahren einzusetzen und rasch die nötigen Schritte zu gehen.
Weiterbetrieb des AKWs GKN II
- Jeder Tag bedeutet: mehr Strahlung, mehr Unfallgefahr, mehr Müll, gerade auch für Heilbronn.
- Heilbronn muss sich für die sofortige Abschaltung einsetzen!
- Die Infokommission zum GKN muss endlich Heilbronn einbeziehen!
Abrüstung und Demontage des AKWs GKN I und später des AKWs GKN II
- Das Zerlegen, Freiputzen und Abreißen setzt viel radioaktive Luft direkt bei Heilbronn und viel radioaktives Abwasser in den Neckar frei, Heilbronn muss sich für die konsequente Minimierung der Strahlung einsetzen.
- Das Genehmigungsverfahren ist sehr eingeengt und nicht transparent, Heilbronn muss sich Mitsprache erkämpfen.
- Der Neubau zweier zusätzlicher Atomanlagen in Neckarwestheim (Abrissfabrik „RBZ“ und neues Atommülllager „SAL“) wird ohne Umweltverträglichkeitsprüfung genehmigt werden, und ohne Bürgerbeteiligung. Beide sollen am unsichersten Standort direkt am Neckar gebaut werden. Akzeptiert Heilbronn dieses Absenken von Standards?
Langfristiges Castoren-Lager ohne ausreichenden Schutz, ohne ausreichende Genehmigung
- Das Neckarwestheimer Castorenlager wird absehbar viele Jahrzehnte länger in Betrieb sein als genehmigt. Es hat keinen ausreichenden Schutz gegen Terror und Flugzeugabsturz. Heilbronn wäre bei einem Versagen des Lagers in seiner Existenz bedroht. Und jedes Jahr kommen noch Castoren hinzu.
Langfristiges Lager für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll
- Im GKN lagern bereits große Mengen an schwach- und mittelradioaktivem Atommüll. Beim Abriss kommen noch weitere Massen hinzu. Ein neues Lager für diesen Müll wird voraussichtlich mehrere Jahrzehnte in Betrieb sein, Normalbetrieb und Störungen bedrohen die Umgebung.
„Freigemessenes“ und „herausgegebenes“ Material in freier Verteilung trifft auch Heilbronn
- Hunderttausende Tonnen an Anlagen- und Gebäudeteilen sollen „freigegeben“ und „herausgegeben“ werden. Dieses Material darf also, auch wenn es noch radioaktiv ist, völlig frei in Umlauf gebracht und beliebig verwendet werden, das ist eine nicht rückholbare radioaktive Verseuchung der Biosphäre.
- Als direkter Anlieger des AKWs ist Heilbronn mit seinen Bürgern besonders gefährdet, diesem Material konzentriert ausgesetzt zu sein. Heilbronn muss sich aktiv gegen diese Praktiken wehren und den geordneten Verbleib dieses Materials am Standort des AKWs fordern.
Ein kleiner Teil des „freigemessenen“ radioaktiven Materials ist zur Deponierung v.a. auf Bauschutt-Deponien vorgesehen.
- Steht Heilbronn dauerhaft verlässlich zum Wort, dass kein „freigemessener“ Müll aus der Atomwirtschaft mehr in der Untertagedeponie eingelagert wird?
- Stellt Heilbronn sicher, dass kein „freigemessener“ Bauschutt oder anderes „freigemessenes“ Material auf der Deponie Vogelsang landet? Oder gibt es dort eventuell bereits solches Material oder ist die Annahme von solchem Material geplant oder wird vorbereitet? Dann muss die Stadt für ihre Bürger volle Transparenz herstellen.
- Die Annahme von „freigemessenem“ Material in Einrichtungen der Stadt Heilbronn sowie von Firmen mit städtischer Beteiligung sollte für alle Zeiten eindeutig ausgeschlossen werden.
Hochspannungs-Gleichstromleitungen verzögern möglicherweise die weitere Energiewende
- Das direkt an Heilbronn angrenzende Umspannwerk Großgartach soll der bundesweit größte Knoten der geplanten „HGÜ“-Leitungen werden. Nahezu alle Leitungen nach Großgartach gehen über Heilbronner Gemarkung.
- Derzeit ist unklar, ob diese Leitungen der Energiewende nutzen oder diese eher ausbremsen, denn die Befürworter der Leitungen verbergen ihre eigentlichen Beweggründe.
- Heilbronn als am stärksten vom HGÜ-Projekt betroffene Stadt muss ein größtmögliches Interesse an Ehrlichkeit und Transparenz in der Diskussion haben und muss diese Offenheit einfordern. Es darf nicht sein, dass Stadt und Bürger Lasten tragen, die nur kommerziellen Interessen dienen und die Energiewende belasten würden.
- Heilbronn darf nicht dulden, dass das notwendige und mögliche sofortige Abschalten der AKWs mit Verweis auf die Leitungen verzögert wird.
Geplanter Schiffstransport von 15 Castoren aus Obrigheim durch Heilbronn
- Die EnBW plant, in etwa 5 Schiffstransporten insgesamt 15 Castoren mit hochradioaktiven Brennelementen aus Obrigheim nach Neckarwestheim zu bringen, um sich in Obrigheim den Bau eines Castoren-Lagers zu sparen. Es würde eine noch stärkere Konzentration von Atommüll am Standort Neckarwestheim mit seiner ungeeigneten Geologie bedeuten, der Sinn der Transporte ist nicht nachvollziehbar.
- Ein Transport von Castoren ist riskant, und er ist vor allen ein äußerst leichtes Ziel für einen Terroranschlag. Schiffstransporte sind nicht erprobt, sind als Terrorrisiko noch viel brisanter als Straßentransporte, bieten besonders beim Schleusen ein sehr einfaches Ziel. Die Zerstörung eines einzigen Castors könnte ganze Landstriche unbewohnbar machen. Die Bergung eines zerstörten Castors aus dem Neckar erscheint aussichtslos.
- Heilbronn muss zum Schutz der Stadt, des Flusses und seiner Bürger alles tun, um den wahnwitzigen Plan des Castor-Schiffstransportes zu verhindern.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Mergel, wir erinnern uns alle noch an die Zeit, als Ignoranz, Lügen und Vertuschen dafür sorgten, dass jahrelang Atomraketen in Heilbronn stationiert waren und die Stadt in größte Gefahr brachten.
Helfen Sie bitte mit, dass sich nicht die gleichen Fehler bei der kommerziellen Atomgefahr wiederholen.
Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn
Hier die Antwort von Herrn OB Harry Mergel
und hier eine Bewertung seiner Antwort
Das Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn unterstützt die beiden Anti-Atom-AktivistInnen gegen CASTOR-Transporte nach Lubmin – ihr Protest ist auch unser Protest!
Am 31. März 2015 werden zwei AtomkraftgegnerInnen, die 2010 gegen den Atommülltransport nach Lubmin protestiert haben, in Stralsund vor Gericht stehen.
Wir erklären uns solidarisch mit den Forderungen der AktivistInnen nach einem Stopp der Atomtransporte und einem sofortigen Atomausstieg.
Wir fordern, dass der wichtigen Auseinandersetzung um unsere Energieversorgung breiter Raum gegeben wird, anstatt sie mit der Strafrechtskeule zu bedrohen. Sämtliche Repressionen gegen die beiden AtomkraftgegnerInnen sind zu unterlassen.
Die beiden UmweltschützerInnen verdienen für ihre gewaltfreie Aktion und ihre große Zivilcourage, mit der sie für eine Abkehr von der Atomtechnik streiten, unseren Respekt und unsere Unterstützung!
Mehr Infos: http://blockmin.blogsport.eu
Atommüll ohne Ende, Vortrag mit Jochen Stay, Sprecher von „.ausgestrahlt“
Deutschland ist noch auf Jahre hinaus zweitgrößter Atomstrom- und damit auch Atommüll-Produzent der EU. Der strahlende Abfall-Berg wächst weiter. Eine sichere Lösung für das Jahrtausendproblem Atommüll gibt es nicht. Die „Endlager“-Projekte in Gorleben, Morsleben und der Asse sind gescheitert.
2014 hat der Bundestag das sogenannte Endlagersuchgesetz beschlossen und eine Kommission eingesetzt, die sich angeblich der Probleme annehmen soll. Doch wie sieht die Realität aus? Welche Dimensionen nimmt das Atommüll-Desaster in Deutschland inzwischen an? Was bedeutet das neue Gesetz für den Atommüll-Konflikt? Was wird aus Gorleben? Wie fällt der Vergleich von Anspruch und Wirklichkeit bei der Arbeit der Kommission aus? Und welche alternativen Möglichkeiten gibt es, zu einem gesellschaftlichen Konsens in Sachen Atommüll zu kommen?
Jochen Stay ist Sprecher der Anti-Atom-Organisation „.ausgestrahlt“ und seit etwa 30 Jahren aktiv gegen Atomtransporte und unsichere Atommüll-Lagerung. Er hat die Rolle eines „ständigen Beobachters“ der Kommissions-Sitzungen eingenommen. Jetzt sprach er im Rahmen seiner bundesweiten Info-Tour in Ludwigsburg über seine Erfahrungen und Einschätzungen und machte Mut, sich in die Atommüll-Debatte aktiv einzumischen.
Veranstalter des Vortrags in Ludwigsburg am 23.01.2015 waren das Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn, der Bund der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar (BBMN e.V.) und die Bürgerinitiative AntiAtom Ludwigsburg.
Von fluegel.tv gibt es den Vortrag jetzt als Video – aufgeteilt in 8 Themen: (mehr …)
Ãœber das Abschalten der AKWs hinaus denken – Unterlagen-Auslegung für GKN I hat begonnen – Frist bis 18.3.2015
 Das Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn informiert: Zwei Atomkraftwerksblöcke in unserer Nachbarschaft sind abgeschaltet und das ist gut so: Obrigheim und Neckarwestheim I („GKN I“). Das AKW „GKN II“ läuft allerdings noch. Leider schaffen auch die Stilllegung, der Abriss und der Abrissmüll eines AKWs neue Probleme. Wie baut man ein AKW so auseinander, dass dabei möglichst wenig Radioaktivität in Luft und Abwasser gerät, und auch die Handwerker möglichst wenig verstrahlt werden?
Was fängt man mit Anlagen, Restmetall, Beton und anderen Materialien an, von denen eigentlich fast alles Radioaktivität abbekommen haben könnte? Immerhin geht es dabei alleine bei GKN I um mehrere hunderttausend Tonnen. Nur der am stärksten strahlende Müll soll in spezielle Atommülllager kommen (die bekanntlich noch nicht existieren), was ist mit dem großen Rest? Wenige Prozent davon sollen auf Deponien über oder unter Tage kommen (so wie im Heilbronner und Kochendorfer Salzbergwerk schon viel Material aus anderen Atom-Anlagen gelagert wird), aber fast alles (über 95%) soll zur freien Verwendung abgegeben werden und kann dann z. B. in fast beliebigen Gegenständen aus recyceltem Metall landen, in Baumaterialien oder in der Müllverbrennung und deren Rauch oder Schlacke.
Niemand verfolgt die Wege dieses Materials nach. Es darf noch in einem gewissen Maß radioaktiv strahlen, weil man für diese so genannte „Freigabe“ entschieden hat, dass jeder Mensch dadurch jedes Jahr eine zusätzliche Strahlenbelastung von 10 µSv oder mehr erhalten darf. Diese Festlegung aus der „Strahlenschutz-Verordnung“ ist wenig bekannt und basiert auf einer leider geheimen Berechnung. Sie bedeutet für die Bevölkerung insgesamt eine nennenswerte Zunahme an Erkrankungen.
Das Aktionsbündnis Energiewende schließt sich der Kritik namhafter Fachleute an und fordert, diese Strahlenfreigabe zu verbieten und den gesamten Abrissmüll zu deponieren, und zwar am AKW-Standort. (mehr …)
Durch den Weiterbetrieb des Blocks II und
des Castorlagers im AKW Neckarwestheim,
und durch den Abriss des Blocks I in Neckarwestheim
und des AKWs in Obrigheim, ist unsere Region
gleich vielfach vom atomaren Erbe betroffen.
Deshalb haben sich mehrere Bürgerinitiativen zur
Arbeitsgemeinschaft AtomErbe Neckarwestheim
zusammengeschlossen, um maximale Transparenz
und klare weitere Maßnahmen zum Schutz
von Mensch und Umwelt einzufordern.
www.AtomErbe-Neckarwestheim.de
Die AG AtomErbe Neckarwestheim:
Download:
Kurzpräsentation der AG AtomErbe Neckarwestheim und des Logos (PDF, 2,6 MB)
Hier weiterlesen:
Unsere Kritik und unsere Forderungen
AtomErbe – auf diese Erbschaft würden wir gerne verzichten
DIE LINKE Heilbronn-Unterland und die Organisierte Linke Heilbronn (OL) laden ein:
Atomraketen und Proteste in Heilbronn – 30 Jahre Pershing 2-Unglück
Am 11.1.2015 jährt sich bereits zum 30ten Mal das Raketenunglück auf der Heilbronner Waldheide. Damals starben 3 US-Soldaten an einer entzündeten Atomrakete. Heute erinnert nur noch ein kleiner Gedenkstein am Unglücksort an die Toten. Was steckt aber hinter diesem Jahrestag? Wieso gab es Atomraketen in Heilbronn?
In den Zeiten der Blockkonfrontation zwischen „Warschauer Pakt“ und NATO sorgte ein Rüstungswettlauf für weltweite Angst vor einem Atomkrieg. Der deutsche sozialdemokratische Bundeskanzler Helmut Schmidt forderte in dieser Situation ein stärkeres Engagement der USA in Europa. Seine Forderung erfüllte sich im sogenannten NATO-Doppelbeschluss von 1979, in dessen Folge Atomraketen in Westdeutschland stationiert wurden. Diese sogenannten Pershing 2-Raketen konnten von Westeuropa aus Ziele in der Sowjetunion treffen, was eine neue Qualität in der Aufrüstung bedeutete. Ab 1983 wurden die Pershing 2-Raketen geheim auf der Waldheide stationiert. Friedensaktivsten hatten die Raketen beobachtet, von offizieller Seite wurde aber bis zum Brand einer Pershing 2-Rakete am 11.1.85 Geheimhaltung bewahrt.
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Flyer zur Gedenkfeier
Raketenunglück auf der Waldheide vor dreißig Jahren
Veranstaltung im DGB-Haus Heilbronn am So. 11.1.2015 um 15 Uhr
Am 11. Januar 1985 machte Heilbronn weltweit Schlagzeilen: Eine der auf dem US-Standort Waldheide stationierten Pershing II -Raketen geriet in Brand. Die Folge: Drei Tote, sechzehn Schwerverletzte und große Zerstörungen. Heilbronn schlitterte knapp an einer Atomkatastrophe vorbei. Das Friedensbüro, der DGB und der Heilbronner Friedensrat erinnern mit einer Veranstaltung im DGB-Haus an den Unfall und gehen der Frage nach, welches Bedrohungspotential heute noch von Atomwaffen ausgehen. (mehr …)
Diese Woche war ich auf der WiwilÃ-Brücke. Die steht in Freiburg und führt über den Bahnhof, den Busbahnhof und eine Straße (linke Brücke auf dem Foto). Eine breite Brücke, reserviert für Fußgänger/inn/en, Radler/inn/en, Rollertreter/inn/en, Rollatorpilot/inn/en usw., in allen Varianten, mit Rollstuhl, mit Tandem, mit Kinderwagen, Fahrradanhänger und anderem.
Zufällig geriet ich in die Feier zum 2,5 Millionsten Radler für dieses Jahr. Zweieinhalb Millionen von Januar bis November! Das sind durchschnittlich knapp 9000 pro Juli-Tag und immerhin halb so viele pro Dezember-Tag. Dieser ganze Verkehr läuft flüssig, ohne Absteigen, ohne Treppe, ohne Aufzug, mit gut bewältigbarer Steigung auf den Zu- und Abfahrtsrampen (Treppen gibt es zusätzlich, für die, die steil nach oben wollen 😉 )
Was wäre, wenn diese Radler/inn/en alle stattdessen mit Autos fahren würden?
Bahngleise und Straße zerschneiden die Stadt, die WiwilÃ-Brücke verbindet sie wieder, das gleiche schafft zusätzlich auch die direkt benachbarte Stadtbahnbrücke (rechte Brücke auf dem Foto oben), diese bietet freie Bahn für die Tram und auch wieder für Fußgänger/inn/en. Nur Autos müssen Umwege fahren – Umkehrung der üblichen Rangfolge mit Abkürzung für motorgetriebene Menschen und Umwegen für wirklich auto-mobile Menschen.
Bei der Anreise nach Freiburg fuhr ich gemächlich von Heilbronn mit der („Eil-„)Straßenbahn über Land nach Karlsruhe, um dann in kaum mehr als der halben Zeit mit dem ICE weiter nach Freiburg zu sausen. Dort angekommen, ging es direkt per Aufzug (alternativ per Treppe) nach oben auf die Stadtbahnbrücke, und von dort ohne Stufen geradewegs in die Innenstadt. (mehr …)
(Julius) Robert (von) Mayer war nicht der Erfinder des Strichcodes, auch wenn die heute veröffentlichte Briefmarke so ausschaut (Bildquelle: Deutsche Post).
Am Montag 3.11.14 startet offiziell die Gedenk-Briefmarke zum 200. Geburtstag von Robert Mayer. Leider ist die Marke nicht gelungen. Optisch wenig attraktiv, schlecht lesbar, der Zusammenhang zwischen Person, Schlagwort „Energieerhaltungssatz“ und der Messskala erschließt sich dem Betrachter nicht. Geht es da etwa um den Erfinder des Strichcodes? Oder wird der Jahrestag der Fahrenheit-Skala begangen? Weder, noch. Allerdings bekommt die Fahrenheit-Skala am selben Tag eine eigene Marke. Die beiden Marken mit ihren austauschbaren Motiven haben noch etwas gemeinsam: Ab 1.1.15 braucht sie niemand mehr, dann gelten neue Porto-Sätze.
Die 60 Cent-Fahrenheit-Marke lässt sich immerhin mit einer Zusatz-Marke auf 62 Cent ausbauen, aber die 90 Cent-Mayer-Marke auf einen 85-Cent-Brief kleben, das werden nur echte Liebhaber tun. Welche Ironie: da hatte man sich extra ins Zeug gelegt und Beziehungen spielen lassen, dass die Marke den Wert von 90 statt wie geplant 145 Cent bekommt. Und ausgerechnet nur die 145 Cent-Marken wird man auch 2015 noch benötigen.
Allerdings: Wenn so Vieles schief läuft, dann passt es vielleicht doch zu Julius Robert von Mayer und seinem Leben voller Umwege, Schicksalsschläge und Widerstände.
Während des Jubiliäumsjahren war oft der leise Vorwurf an Mayer zu hören, er habe die Widerstände gegen seine Entdeckungen selbst verschuldet durch den ungenügenden Gebrauch der physikalischen Fachsprache. Das ist überheblich und ist rückblickend leicht zu sagen. Wie ist es heute? Eigentlich sind die Begriffe „Kraft“, „Energie/Arbeit“, „Leistung“ längst gut definiert und etabliert, trotzdem werden sie oft verwechselt. Aber immerhin haben wir diese Begriffe. Und wenn wir von Energie sprechen, dann gehen wir stillschweigend davon aus, dass sie in all ihren Formen eine Konstante ist, dass sie ein festes Maß hat, dass sie bei allen Umwandlungen erhalten bleibt. Ohne diese Annahme funktioniert der Begriff einfach nicht. Umgekehrt funktioniert die Vorstellung einer konstanten Größe „Energie“ erst dann, wenn man schon eine Vorstellung von diesem abstrakten Begriff hat.
Die besondere Leistung von Robert Mayer war also tatsächlich eine doppelte: zugleich den Begriff und die Vorstellung von dessen Eigenschaften zu entwickeln.
Sinnvollerweise tat er dies durch die Formulierung von Analogien. „Wärmeäquivalent“ ist dabei zunächst hilfreicher als ein ganz abstrakter Begriff, der erst mit Inhalt gefüllt werden muss, damit er sich in unserer Vorstellungswelt verankern kann.
Ich finde es wunderbar, dass Robert Mayer diese geniale gedankliche Leistung gelungen ist.
nil fit ex nihilo – nil fit ad nihilum (Nichts wird aus Nichts – Nichts wird zu Nichts)
Ich glaube, dass im Jubiläumsjahr auch andere Perlen in Robert Mayers Werk zu wenig beachtet wurden. Sowohl seine medizinischen Entwicklungen, besonders das Kreislauf-Modell, als auch welche Auswirkungen sein Paradigmenwechsel in der Betrachtung von Naturvorgängen auf heutige Konzepte hat. Das hat mich zu nebenstehendem Briefmarken-Entwurf motiviert.
Wir können gerade Robert Mayer als einen Pionier des Nachhaltigkeitsgedankens sehen. Seine These „Nichts wird aus Nichts – Nichts wird zu Nichts“ bereitete nicht nur den Boden für ein modernes Verständnis der Energie, sondern ist auch eine elementare Voraussetzung für nachhaltiges Denken und Handeln. „Der Strom kommt nicht einfach aus der Steckdose“ und „Wer Ware produziert, wird Müll ernten“ könnten heutige Formulierungen des Mayer’schen Erhaltungssatzes sein. (mehr …)
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