Schöner Video-Bericht von Graswurzel.tv von der erfolgreichen Südblockade gestern. Auch aus Heilbronn sind Aktive an beiden Tagen zu der sehr gut vorbereiteten Aktion gefahren. Nach dem Motto „Hase und Igel – Wir sind schon da“ verteilte sich der Demonstrationszug vor den Gleisen zwischen Schrebergärten und Fallobstwiesen bei Haßloch/Pfalz, das erst kurz vorher spontan angefahren worden war. An verschiedenen Stellen besetzten anschließend unterschiedlich große Gruppen die Gleise. Der Castor-Transport verzögerte sich deshalb um etwa 3 Stunden. Die Polizei hatte bis zur Vorbeifahrt des Transportes in Schrittgeschwindigkeit anscheinend keinen Ãœberblick über dieLage. Bereits am Donnerstag in Berg/Pfalz und am Freitag Vormittags auf dem Domplatz in Speyer hatten sich die TeilnehmerInnen zu Kundgebungen und spontanen Demonstrationszügen versammelt.
Unsere Pressemitteilung:
mit der beigefügten Pressemitteilung berichten unsere Partner, die Südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen, über den aktuellen Castor-Transport und über die Blockade dieses Atommüll-Zuges gestern in Haßloch/Pfalz. An den Protesten und der Blockade waren auch Umweltschützer_innen aus dem Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn beteiligt.
Castor-Transporte sind sinnlos, weil das Verschieben des gefährlichen Mülls von einem Zwischenlager in ein anderes nur eine Scheinlösung bedeutet. Und die Transporte sind unverantwortlich, weil bei Unfällen oder Terror hunderte Tonnen an höchstradioaktivem Material große Landstriche dauerhaft verseuchen können.
In den vergangenen Jahren fuhr etwa jeder zweite Castor-Transport nach Gorleben durch Heilbronn, ohne jeden Schutz der Bevölkerung.
Bis heute gibt es keinerlei Lösung des Atommüllproblems, und durch den beschlossenen Weiterbetrieb der meisten AKWs in Deutschland über durchschnittlich weitere 10 Jahre, in Neckarwestheim sogar bis mindestens 2022, wird es immer weiter verschärft.
Derweil spricht die Bundesregierung zwar von einem „Neustart“ bei der Endlagersuche, schafft aber in Wirklichkeit mit dem Weiterbau des nachgewiesen ungeeigneten Lagers in Gorleben täglich betonierte Fakten.
Einen O-Ton vom Ende des ersten Teiles der Südblockade können Sie hier abrufen: http://www.freie-radios.net/44608 (4:06 min).
Unmittelbar nach Entstehen dieser Aufnahme gelang ein weiterer Stopp des Zuges.
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Presseerklärung der Südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen
25. November 2011, 21:13 Uhr
Erfolgreiche Castor-Südblockade.
Castor zweieinhalb Stunden an der Weiterfahrt gehindert.
Mehreren 100 Menschen gelang es im Laufe des späten Nachmittags, den Castortransport an der Weiterfahrt zu hindern.
Im Vorfeld des Transportes haben die Behörden in Frankreich und Deutschland erstmals eine Strategie der Desinformation eingesetzt. Um die offen angekündigten Protestaktionen zu verhindern, hatten sie Transportweg und Transportzeiten mehrfach geändert.
Obwohl die Südblockade schon seit Wochen angekündigt worden war, konnte die Polizei die Demonstrant_innen nicht am Betreten der Gleise hindern. Mehreren hundert Menschen gelang es zwischen Neustadt, Hassloch und Böhl-Iggelheim in der Pfalz, die Weiterfahrt des Castortransportes um zweieinhalb Stunden zu verzögern.
Andreas Raschke, einer der Sprecher_innen der Südblockade: „Trotz der deutlich geringeren Beteiligung sind wir mit der Südblockade sehr zufrieden. Es ist uns gelungen, auch dieses Jahr die Grenzen des Wendlandes in die Pfalz zu verlegen“.
Obwohl die Polizei mit vielen Kräften an den Ort der Blockaden kam, konnten die Gleise erst Stunden später freigeräumt werden. Sie ging teilweise sehr ruppig vor und setzte stellenweise Schlagstöcke und sogar Pfefferspray ein.
„Unser Konzept ‚Hase und Igel – Egal wo er lang fährt, wir sind schon da!‘ ist aufgegangen.
Wir waren an der richtigen Strecke, die Teilnehmer_innen waren motiviert, extrem flexibel und haben so die zwei Tage trotz der Unsicherheit gut gestalten können“ sagte Anete Wellhöfer, eine der Aktivist_innen.
Nachdem der Castor von Neustadt bis Böhl-Iggelheim wegen der Proteste nur im langsamen Schritttempo vorankam, verließ der Transport gegen 21:20 Uhr die Pfalz in Richtung Mannheim und Darmstadt.
Für Rückfragen steht Ihnen das Presseteam der Südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen gerne zur Verfügung:
Andreas Raschke, Holger Hildebrand
Tel.: 0175/2888422
Email: presse@castor-suedblockade.de
http://atomaustieg-sofort.de
http://castor-suedblockade.de
Erste Besonderheit des diesjährigen Herbstcastors:
Er sollte planmäßig einen Wochentag früher starten (Grenzübertritt Freitag) als sonst, möglicherweise trotzdem erst So/Mo in Gorleben ankommen. In diesem Fall müsste der Zug unterwegs ca. einen Tag lang pausieren (ggf. in Etappen).
Zweite Besonderheit: wegen der schon in Frankreich angekündigten Proteste und Blockaden wurde der Start des Castors um einen weiteren Tag vorgezogen, also Start in Frankreich am Mittwoch und möglicher Grenzübertritt frühestens Donnerstag. Dabei war klar, dass der Zug eventuell vor dem Grenzübertritt auch schon einen Tag pausieren könnte, wodurch der Grenzübertritt doch am Freitag wäre.
Inzwischen laufen in der Umgebung von Gorleben die ersten Proteste und es gab dort leider auch schon einen heftigen Wasserwerfer-Einsatz. Laut Augenzeugen im Castorradio: „wie Stuttgart 21 in Gorleben“.
Sollte der Castorzug morgen früh ca. 10 Uhr weiter fahren, dann könnte er, falls er über Heilbronn fährt, im Laufe des Nachmittags vorbeikommen. Falls er aufgehalten wird, natürlich entsprechend später.
Sollte er doch noch in der Nacht weiterfahren, um im Schutz von Kälte und Dunkelheit möglichst ungestört voran zu kommen, dann könnte er sogar noch in der Nacht durch Heilbronn kommen. Oder z.B. am Vormittag.
Interessante Agenturmeldung aus Frankreich zum Castor unten [hier].
Auf Deutsch die interessantesten Infos:
Die französischen Behörden sind total in Panik wegen dem Anticastorcamp in Valognes.
Ein duzend Menschen baut gerade das Camp in Valognes auf. Eigentlich noch sehr harmlos.
Start des Zuges am 24.11. in Frankreich – drei mögliche Grenzbahnhöfe – Ankunft in Dannenberg am 27.11., in Gorleben am 28.11. – flexibles Blockadekonzept im Süden
Für den Grenzübertritt nach Deutschland sind drei verschiedene Optionen vorgesehen. Hier wird je nach Protestgeschehen erst kurzfristig entschieden, welchen Weg der Zug nehmen wird:
Der Grenzübergang Forbach/Saarbrücken (Saarland) würde am Freitag, den 25. November um 10.03 Uhr oder 10.43 Uhr erreicht,
der Grenzübergang Straßburg/Kehl (Baden-Württemberg) um 12.32 Uhr und
der Grenzübergang Lauterbourg/Wörth (Rheinland-Pfalz) um 13.07 Uhr.
Die Ankunft des Zuges am Verladebahnhof im wendländischen Dannenberg ist nach Aussagen der niedersächsischen Polizei für Sonntag, den 27. November geplant, der Straßentransport von Dannenberg nach Gorleben am Montag, den 28. November.
Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt: „Gestern noch war von einem Neustart in der Endlager-Suche die Rede. Und heute wird der nächste Castor-Transport nach Gorleben vorbereitet. Jeder zusätzliche Atommüll-Behälter, der in Gorleben eingelagert wird, schafft Tatsachen und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass am Ende alles an Gorleben kleben bleibt. Das war es dann mit der weißen Landkarte. Der Glaubwürdigkeit des Bundesumweltministers ist dieser Transport jedenfalls nicht dienlich.“
Zu den zusätzlichen geplanten Ausweichstrecken erklärt Stay: „Die große Blockadekation an der Grenze bei Lauterbourg/Wörth vor einem Jahr hat wohl großen Eindruck hinterlassen. Nun versuchen die Verantwortlichen flexibel zu reagieren. Aber auch die Aktivistinnen und Aktivisten der sogenannten ‚Südblockade‘ setzen in diesem Jahr auf ein flexibles Konzept und wollen an allen möglichen Grenzübergängen präsent sein.“
Wir geben einen Bericht wieder von den Vorbereitungen zur Blockade des diesjährigen Gorleben-Castors schon bei der Abfahrt in Frankreich:
„Ich war gerade in Frankreich. Hier ein kleiner Aufruf: Valognes braucht unsere Unterstützung!
Vom 22. bis 24. 11 soll es das erste Blockadecamp in Frankreich gegen die Castortransporte geben.
In Valognes, einer Ortschaft ca. 20 km hinter La Hague, befindet sich die Verladestation für den Castor auf die Schiene.
In Frankreich wird seit Wochen in der Anti-AKW-Bewegung für das Camp mobilisiert. In vielen Ortschaft finden derzeit Vorbereitungsveranstaltungen statt. Die Organisatorinnen erwarten bis zu 1000 Teilnehmerinnen. Die allermeisten werden eher jüngere Linke sein. Die französischen Grünen und die oppositionellen Sozialisten halten sich eher zurück. Kritik an der Atomkraft ist in Frankreich trotz Fukushima noch immer ein Randthema.
Umso erstaunlich war die Demonstration gegen den Bau des neuen EPR-Reaktors in der Bretagne. Vor drei Wochen kamen 20.000 AKW-GegnerInnen nach Rennes.
Rennes ist jetzt neben Rouen das Zentrum der Vorbereitung des Camps. In der unmittelbaren Umgebung von La Hague und Cherbourg ist die Bevölkerung laut Aussagen von französischen Freundinnen ziemlich resigniert und wohl kaum aktivierbar.
Da die Polizei mit einem massiven Aufgebot vor Ort sein wird und es das erste Camp gegen das deutsch-französische Atomprogramm überhaupt ist und die Leute bisher wenig praktische Erfahrungen besitzen, wie so eine Blockade ablaufen kann, besteht in der Vorbereitungsgruppe ein wenig Skepsis, ob sie ihr Vorhaben, den Castor wirklich zu blockieren, in die Tat umsetzen können.
Bei einem Besuch vor ein paar Tagen wurde ich gebeten, noch einmal einen Aufruf an alle Castor-GegnerInnen zu schicken, besonders nahe der deutsch-französischen Grenze, mit der Bitte um personelle Unterstützung während der 2 Tage.
Die Information wo genau das Camp stattfindet, wird sehr kurzfristig übers Internet bekanntgegeben. Also bevor ihr euch auf den Weg macht schaut mal auf die Blogseite des Camps: valognesstopcastor.noblogs.org Gruß H.“
wir alle haben von Greenpeace Deutschland den Link zu einem Greenpeace-Video erhalten, mit der Bitte dieses weiterzuverbreiten und zu bewerben. Wir möchten Euch bitten, davon Abstand zu nehmen. In dem Video und in der Öffentlichkeitsarbeit befürwortet Greenpeace mittlerweile Castortransporte und möchte diese nur nicht nach Gorleben sondern stattdessen in das Zwischenlager in Philippsburg transportiert wissen. Greenpeace hat dazu eine Studie erstellen lassen, welche Philippsburg mit Gorleben vergleicht und zu dem Schluss kommt, dass der kürzere Transportweg, die fehlende Umladung auf LKW und ein Kerosinableitungssystem für Philippsburg sprechen.
Ironischerweise ist das Zwischenlager in Philippsburg ansonsten die gleiche Kartoffelscheune wie in Gorleben, deshalb ist die Greenpeace-Forderung am Schluss des Films: „Kein Atommüll ins Kartoffellager! Zwischenlagerung in Philippsburg genehmigen.“ absurd.
In der Anti-Atom-Bewegung wurde bisher immer Wert darauf gelegt, auf die Gefahren und den Wahnsinn, den das Betreiben jeglicher Atomanlagen darstellt, hinzuweisen. Keine Kartoffelscheune ist besser als die andere, eine Diskussion darüber dient nur den Interessen der Atomindustrie und fördert den Weiterbetrieb. (mehr …)
Fehl- und Totgeburten durch Strahlen angestiegen? – Gartower CDU und SPD unterstützen UWG/Grüne-Antrag
Wenn in der Vergangenheit im Gartower Samtgemeinderat Gorleben-Themen auf der Tagesordung standen und Beschlüsse gefasst werden mussten, zogen die in dem Gremium vertretenen Fraktionen nur äußerst selten an einem Strang. Zu konträr waren die Meinungen und sind es immer noch.
Doch man kommt sich näher, was in der Ratssitzung am Dienstagabend in Meetschow im Gasthaus Herter der Fall war, als nach nur kurzer Diskussion ein Antrag der Gruppe UWG/Grüne einstimmig verabschiedet wurde. Die dreiköpfige Gruppe um ihre Fraktionsvorsitzende Theda Kruse (UWG) beantragte eine zeitnahe öffentliche Informationsveranstaltung zu Fragen der am Zwischenlager Gorleben gemessenen Strahlenwerte und -belastungen. Erschreckend sei-en die Entwicklungen bezüglich des geänderten Geschlechterverhältnisses zwischen Jungen und Mädchen im Großraum Gorleben seit 1995, machte die UWG-Frau deutlich. Auch sei in diesem Zeitraum in der Region die Zahl der Fehl- und Tot- geburten drastisch angestiegen. (mehr …)
Ausführlicher als die Notitz in der Randspalte der heutigen Stimme berichtet der MDR:
Der für dieses Jahr geplante Castor-Transport nach Gorleben ist gefährdet. Radioaktivitäts-Messungen im Auftrag des niedersächsischen Umweltministeriums haben ergeben, dass die Strahlenbelastung am Zaun des Zwischenlagers oberhalb der geltenden Jahresgrenzwerte liegen könnte. Nach Informationen des NDR Regionalmagazins Hallo Niedersachsen heißt es in einem Vermerk des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), es sei nicht auszuschließen, dass die Jahresdosis bis Ende 2011 überschritten sein könnte. „Eine Einlagerung weiterer Behälter wäre dann nicht zulässig.“ Zum kompletten Bericht und TV-Beitrag
In der Vergangenheit sind die CASTOR-Transporte nach Gorleben häufig durch Heilbronn gerollt.